Michail Kalnizky,
Bilder vom Autor bzw. aus seiner Sammlung.
Extra für „Prime Excursion Bureau".
Bild 1. ehemaliges Gebäude der ersten Bank in Kiew (Zeichnung Anfang des XIX. Jhs.) |
Das Gebäude des Kiewer Kontors befand sich in der Unterstadt Podol auf dem heutigen Kontraktplatz, wo damals der Business-Puls schlug. Die „Assignations-bank“ besaß einen zweistöckigen robusten Bau im frühklassizistischen Stil.
Er ist nicht erhalten geblieben, weil Anfang des XX. Jhs auf dessen Stelle die neuen Renditenhäuser (Häuser zu vermieten) entstanden. Diese erste Bank in der Stadt existierte nicht lange, nur sieben Jahre (1781-1788). Ihr Geschick wurde durch kurzsichtige Politik der Regierung von „Mütterchen Katherina“ entschieden, indem sich diese auf die Verführung einließ die ökonomischen Probleme durch den missbrauchenden Einsatz der „Gelddruckmaschine“ zu lösen. |
Es ist unbegründet ein Überfluß an Assignationen (Geldscheine) gedruckt worden. Deren Kurs zum „Metallgeld“- Gegenwert fiel unaufhaltbar runter. Um von wertlos werdenden Geldscheinen los zu werden, eilten die Besitzer von zahlreichen Assignationen in die „Assignationskontoren“, welche die Behörden hastig schlossen…
Was einen traditionellen Bankkredit betrifft, so war dieses in unserer Region einstweilig in den Händen der privaten Finanziers konzentriert. Über die Stadt Berditschev war hier ein gewisser Einfluss der polnischen Banken ausgeübt worden.
Schon seit 1839 wirkte in Kiew, dem der Imperator
Nikolai I eine bedeutende Rolle in seinen geopolitischen Aussichten erteilt hatte, das Kontor der staatlichen Kommerzbank. Als vordringlichstes Ziel deklarierte diese Anstalt „ die mehr wirksamen Verfahren für die Kaufmannschaft zu gewähren, welche die Erleichterung und Erweiterung von Handelsumsätzen fördern könnten“.
Zuerst waren die Räume für das Kontor in einem Privathaus (heute Gruschevsky-Str.,8) in Miete genommen worden, mit der Zeit aber erwarb die Bank eigenen Bau auf der Institutskaja-Str. im klassizistischen Stil (früher Sitz der Adelskommission).
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Bild 2. altes Bankgebäude auf der Institutskaja-Str. Bild Ende des XIX Jhs. |
Der nächste Monarch Alexander II hatte eine Reihe von historischen Reformen durchgeführt, unter denen die wichtigste war – Abschaffen der Leibeigenschaft. Einer erheblichen Reorganisation war das einheimische Banksystem unterzogen worden. 1860 wurde die zentrale Finanzbehörde des russischen Imperiums – die Staatsbank gegründet.
Als 1897 in Russland der Goldumlauf eingeführt worden war, ist die Staatsbank zur Emissionsbank geworden; diese konzentrierte die Goldbestände, setzte in Umlauf die Kreditkarten und die goldenen Münzen.
Bild 3. Kiewer Kontor der Staatsbank auf der Institutskaja-Str.,9. Bild Anfang ХХ.Jhs. |
An der Wende des XIX zum XX. Jh. bedingte der heftige Wuchs vom Business die unvermeidliche Modernisierung der Bankanstalten und deren Gebäude. Es hatte sich der höchste Bedarf an die Errichtung einer neuen Finanzzitadelle in Kiew herausgebildet.
Das entsprechende Projekt sollte alle professionellen Anforderungen berücksichtigen inkl. geräumigen Operationssaal, bequeme Kabinette, sichere Kammer etc.
Es wurde ein architektonisches Wettbewerb veranstaltet, zu dessen Sieger der Bürgeringenieur Herr Alexander Kobelev wurde. Unter seiner Leitung erfolgte 1902-1905 der Bau eines der schönsten Bauwerke unserer Stadt. Für die Gestaltung der Fassade wurde zusätzlich noch ein talentvoller Baumeister Herr Alexander Verbizky herangezogen. So entstand das Meisterwerk der Architektur auf der heutigen Institutskaja-Str.,9. |
Von außen war die Fassade als Palazzo der Renaissance-Epoche stilisiert. Für die Verzierung der Ziegelmauer hatte man außer Putz die Labradorfelssäule sowie für damalige Zeit seltenen Stahlbeton eingesetzt. Aus diesem hatte der Bildhauer Elio Salja (Teilnehmer an besten Projekten von Vladislav Gorodezky) an den Ecken des Hauses die bösen Gestalten der geflügelten Greifen gemeißelt.
Es lohnt sich einige nicht bemerkenswerten, aber interessanten Details an der Fassade eingehend zu betrachten. So, z.B. in zwei symmetrischen Risaliten des Gebäudes gibt es die aufeinander folgenden wappenartigen Reliefdarstellungen. Einige darunter sind tatsächlich die Wappen (von Kiewer, Podoler und Voliner Gouvernements). Doch hier sind 4 Pseudowappen eingereiht, welche verschiedene Tätigkeitsbereiche bedeuten, die den Bankkredit benötigen. Merkurstab (Caduceus) symbolisiert den Handel, Zahnrad und die Symbole von Ingenieurwesen (Zirkel und Reißschiene) symbolisieren die Industrie, Dreschflegel und Ährebündel symbolisieren die Landwirtschaft, Anker, Rad und Flügel symbolisieren das Verkehrswesen.
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Bilder 4, 5. Symbole an der Fassade der Nationalbank |
Auch die Innenausstattung der Bank beeindruckte den Besucher. An den Wänden des Operationssaales waren die bemalten Stuckwappen aller 12 Bezirke Kiewer Gouvernements angeordnet; im Zentrum der verglasten Decke war die vortreffliche Gestalt von Archistratigus Michael dargestellt, der als Patron Kiews gilt. Angenehm rieselte das Wasser in der Fontäne aus dem Weißmarmor. In sämtlichen Räumen verbreitete sich deutlich der Wohlgeruch von blühenden Rosen (frische Luft strömte durch die Lüftung aus Rosarium im Hof des Bankgeländes ein)!
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Bild 6. Feierliche Eröffnung des Gebäudes der Staatsbank.
Bild 1905. |
Bild 7. Nationalbank der Ukraine |
Schon in der Sowjetzeit, als Kiew die Hauptstadt der Ukrainischen SSR war, wurde die Frage über die Erweiterung von Räumlichkeiten der Staatsbank erörtert. Es ist angenehm darauf hinzuweisen, dass die Rekonstruktion des Bankgebäudes ohne jeglichen Verlust in Bezug auf dessen Schönheit erfolgte. Dem Architekten Valerian Rikov in Zusammenarbeit mit dem Autor des ursprünglichen Projektes Alexander Kobelev hat es gelungen zu erreichen, dass zwei Stockwerke höher gewordenes Bauwerk seinen ursprünglichen Baustil aufbewahrte und noch repräsentativer und monumentaler wurde.
Bild 8. Kiewer Abteilung der Bäuerlichen Grundbesitzerbank und der Adelsgutsbesitzerbank auf der Vladimirsakaja-Str, 10. Bild 1910-er. |
Zum Ende des XIX. Jhs war die Staatsbank im reformierten Finanzsystem bei weitem nicht das einzige Kreditinstrument. In Rücksicht darauf, dass der größte Teil des Vermögens von Privatleuten die Grundstücke und Ländereien waren, stiftete die Regierung die Bäuerliche Grundbesitzerbank.
Parallel zu dieser Bank wirkte noch die Staatliche Adelsgutsbesitzerbank, die den mit Schulden belastenden Großgrundbesitzern entsprechende Beistände leistete. |
Bemerkenswert ist, dass der Baumeister Kobelev den Bauplatz direkt an der Stelle ausgesucht hatte, wo während der uralten Zeiten von Kiewer Rus das „Herz“ der Stadt war. Für die Außengestaltung des Dreietagebauwerkes sind allerlei byzantinischen und slawischen Dekormotive eingesetzt worden; an der Balkonumzäunung kann man bisher die Reliefprofile von antiken Recken mit Helmen und Schilden sehen.
Bis heute sind die repräsentativen Gebäuden erhalten geblieben, die aus 1910-er stammen, das sind: Kiewer Zweigstelle von Sankt- Petersburger Diskont- und Leihbank (Kreschtschatik, 8), Wolga-Kamsky Kommerzbank (Kreschtschatik 10), Russische Außenhandelsbank (Kreschtschatik, 32). Alle stellten ganze Baukomplexe dar, die nach gleichem Prinzip aufgebaut waren: die Vorderseite auf der Hauptstraße war für Offices, Kabinetts vorgesehen sowie die Gewinnräume, die vermietet wurden; tiefer waren die Operationssäle mit Glasdecken untergebracht (die Kellerräume wurden als sichere Lagerräume benutzt); im Rücken befand sich das Wohnseitengebäude, wo die Bankbeamten wohnten.
Zwei Nebenbauwerke (Kreschtschatik, 8 und 10) sind im „Neo-Ampir“- Stil errichtet. Sie sind 1914-1916 vom Baumeister Pavel Andrejev gebaut worden, das erste - nach dem Projekt des Akademikers Leonty Benua, das zweite – nach eigenem Projekt.
Das Gebäude auf der Kreschtschatik-Str., 32 (Baujahre 1911-13, Architekt Fjodor) ist im Baustil der sog. modernisierten Renaissancen gebaut. Die Statuen über seinen Gesimsen symbolisieren den Handel und und die Seefahrt.
Bild 9. Bank auf Kreschtschatik-Str. 32 |
Bild 10. Abgebranntes Relief Kreschtschatik-Str. 32 |
Kiew, Juli 2009